
Die alte St. Gertruden-Kirche, die im prunkvollen und neogotischen Stil gebaut wurde, ist eine der wenigen historischen Kirchen, die sich außerhalb der Altstadt befindet. Seinerzeit hat sie die Grenze von Riga eingezeichnet – früher gab es jenseits von ihr nur kleine Hütten, Wiesen, Wälder und Straßen. Heute gehört die alte St. Gertruden-Kirche der evangelisch-lutherischen Kirche, in ihr ist eine Gemeinde tätig, es finden verschiedene Konzerte statt.
Im Mittelalter wurde der Name der Schutzpatronin der Reisenden – der heiligen Gertrud (626-659) – den Kirchen gegeben, die sich außerhalb des Festungswalles befanden. Die alte St. Gertruden-Kirche stand auch damals außerhalb der Rigaer Stadtmauer, in der Vorstadt. Das erste Mal wurde ihr Name Anfang des 15. Jahrhunderts in Bezug auf den Kampf des Erzbischofs und des Orden um die Macht erwähnt, als der Erzbischof beim Versuch, den Rigaer Rat zu beeinflussen, über die Stadt den Bann der katholischen Kirche verkündigt hatte und dessen Verkündung an der Tür der alten St. Gertruden-Kirche nageln ließ. Den Bann hob der Papst 1477 auf – dieses Ereignisses zu Ehren wurde das Geschirr mit dem heiligen Öl zuerst auf den Altar der alten St. Gertruden-Kirche gestellt, damit man nachher es in einer festlichen Prozession durch die Stadt tragen könnte. Unter verschiedenen Kriegen und dem Wechsel der Mächte hat das Gebäude der Kirche mehrfach gelitten – während des Bestehens wurde sie zerstört und danach sieben Mal erneuert. Die Bauarbeiten der jetzigen Kirche sind im Jahre 1894 abgeschlossen worden, als auf den Turm das Kreuz aufgestellt wurde. Von 1767 bis 1769 Johann Gottfried Herder (1744-1803) – ein bekannter Weimarer Dichter und Wissenschaftler – Adjukt des Pfarrers der St. Gertruden-Kirche, ihm zu Ehren ist auch ein Platz in der Altstadt benannt worden. Am 17. Mai 1769 hat er in dieser Kirche seine Abschiedsrede gehalten, die es auch den gesammelten Schriften von Herder enthalten ist. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde nicht weit von der alten St. Gertruden-Kirche die neue St. Gertruden-Kirche gebaut, die als eines der letzten Gebäude des Eklektizismus in Riga gilt. Seit der Zeit trägt die St. Gertruden-Kirche auch den Namen Alte Kirche. Die alte St. Gertruden-Kirche wird als Muster des Eklektizismus betrachtet, erweitert durch neogotische Formen – Portale, Karniese, originelle Turmdekors.