
Die Künstlerin Džemma Skulme (1925-2019) hat sich in ihrer Malerei und in ihrer persönlichen Überzeugung über die Rolle der Kultur in einem breiteren Kontext stets vom Maßstab der grundlegenden menschlichen Werte leiten lassen - der geistigen Vertikale, die im Erbe der Volkskultur verwurzelt ist.
Ziel dieser Ausstellung ist es nicht nur, die Situation von Kunst und Gesellschaft im sowjetisch besetzten Lettland anhand des schöpferischen Beitrags einer einzelnen Autorin zu erkunden, sondern vor allem den individuellen Willen der Künstlerpersönlichkeit hervorzuheben, trotz ideologischer Zwänge über das zu sprechen, was für sie selbst und ihr Volk wesentlich war. Dž. Skulmes Kunst ist ein Zeugnis dafür, wie sie sich unter den Bedingungen der Zensur durch ihre ausdrucksstarke Bildsprache allmählich vom staatlich verordneten sozialistischen Realismus, einschließlich des ideologischen Pathos, befreit hat.
Ihr freier Pinselstrich, die Energie der Farbe und die abstrakte Erfahrung der Moderne werden als Zeichen künstlerischer Souveränität interpretiert. Sie nutzte die Malerei als persönlichen Raum der Erkundung und Freiheit, als Mittel zur Selbsterkenntnis und zur Bekräftigung nationaler Werte. Die Figurentriade der Autorin - die Tochter der Nation, die Karyatide und die Königin - verkörperte auch ihren Wunsch, das nationale Erbe zu schützen und zu ehren.